Die 3. Internationale Wissenschaftliche Konferenz EuCuComm fand vom 17-19.09.2024 in Bautzen statt. Sie war der Oberlausitz unter dem Aspekt des kulturellen, religiösen und architektonischen Erbes gewidmet. Sie fügte sich damit in das Thema aller Ausgaben der Konferenz zum Europäischen Kulturbund (EuCuComm) ein, daher auch ihr Name und ihre Abkürzung aus dem Englischen.
Initiator ist seit der ersten Ausgabe die Evangelisch-Augsburgische Kirchengemeinde in Lubań, in Zusammenarbeit mit der Niederschlesischen Abteilung der Vereinigung der Denkmalpfleger und dem AŁYKOW Engineering Team.
Veranstaltungsort der Konferenz der Europäischen Kulturgemeinschaft 2024 war die Stadt Bautzen (Budziszyn), das oberlausitzische Budyšin, das bis zum 3. Juni 1868 offiziell Budissin hieß.
Sie ist eine große Kreisstadt in Ostsachsen, die an der Spree liegt und Sitz des Landkreises Bautzen ist. Mit rund 38.000 Einwohnern ist Bautzen die historische Hauptstadt der Oberlausitz sowie die größte Stadt des Landkreises und die zweitgrößte der Oberlausitz.
Sorbisches Museum (Serbski muzej), |
In der Altstadt befindet sich das Sorbische Museum (Serbski muzej), das im ehemaligen Salzhaus von Schloss Ortenburg untergebracht ist. Das heutige Museumsgebäude wurde 1782 als Salzspeicher errichtet und 1869 in seiner heutigen Form umgebaut. Ab 1835 waren hier das Königlich Sächsische Oberlandesgericht als oberste Justizbehörde der Oberlausitz und das Königliche Landratsamt tätig. Da das erste sorbische Haus 1945 zerstört wurde, wählte man das Gebäude 1976 als würdigen architektonischen Rahmen für das Sorbische Museum aus, obwohl es eigentlich kaum eine historische Verbindung zu den Sorben hatte.
Registrierung der Teilnehmer an der Konferenz EuCuComm 2024 im Museumsgebäude |
Dank der Bemühungen der Organisatoren konnte die Konferenz im Gebäude des Sorbischen Museums in Bautzen stattfinden, dessen Leitung in Person von Direktorin Christina Bogusz und Jędrzej Soliński hervorragende Bedingungen bot.
Am ersten Tag vor Beginn des Treffens am Dienstag, dem 17.09.2024, hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, sich in den modern ausgestatteten Räumen mit den Sammlungen des Museums vertraut zu machen. Die Ausstellungen des Museums informieren über die Herkunft, Sprache, Geschichte, Kunst und Literatur, Lebensweise und Bräuche des sorbischen Volkes.
Der Besuch des Museums vor der Konferenz |
Die Konferenz fand in ihrem Ballsaal statt.
Festsaal des Sorbischen Museums in Bautzen |
Eröffnet wurde die Konferenz von Pfarrer Cezary Królewicz, Pfarrer der Evangelisch-Augsburgischen Kirchengemeinde in Lubań, der seiner Hoffnung Ausdruck verlieh, dass die nächste Ausgabe der Konferenz zu einem besseren Verständnis des reichen Erbes der europäischen Kultur in einem vereinten Europa beitragen wird.
Pfarrer Cezary Królewicz begrüßt die Teilnehmer an der Konferenz EuCuComm 2024 |
Er betonte, dass dies heute besonders wichtig sei, in einer Situation, in der es viele Bedrohungen gebe, die sowohl mit den Problemen der Gegenwart, d.h. den vielen Spaltungen und Missverständnissen der eigenen Identität, als auch mit den damit verbundenen negativen Folgen für die Zukunft eines vereinten Europas zusammenhingen. Das sorbische Volk ist ebenso wie die Schlesier, Masuren und Slawen ein hervorragendes Beispiel dafür, wie der Reichtum der Multikulturalität bewahrt und dieses enorme Kapital für die Zukunft genutzt werden kann.
Bautzens Oberbürgermeister Karsten Vogt beglückwünschte die Organisatoren der Konferenz EuCuComm 2024 zu ihrer Wahl des Veranstaltungsortes und freute sich, die Teilnehmer begrüßen zu können |
Es ist leider auch möglich, die unschätzbaren Werte, auf denen Europa im Laufe der Jahrhunderte aufgebaut wurde, unwiderruflich zu verlieren, wenn man sie nicht anerkennt. Er fügte hinzu, dass die Organisatoren der Konferenz großen Wert auf Interdisziplinarität legten, die sich darin zeigte, dass die Redner ein möglichst breites Spektrum an wissenschaftlichen und nationalen Hintergründen repräsentierten.
Bautzens Oberbürgermeister Karsten Vogt begrüßt die Teilnehmer der Konferenz EuCuComm 2024 |
Karsten Vogt, Oberbürgermeister der Stadt Bautzen, begrüßte anschließend die Teilnehmer und beglückwünschte die Organisatoren zur Wahl des Veranstaltungsortes im Zusammenhang mit dem Thema. In seiner Rede betonte er die Rolle der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit in den Bereichen Wissenschaft und Kultur als äußerst wichtig für die künftige Entwicklung der Region, die historisch durch den Sechsstädtebund, d.h. Bautzen, Kamenz, Löbau, Görlitz, Zittau und Lubań, d.h. das ehemalige Lauban, vereint war.
Dr. Krzysztof Ałykow begrüßt die Konferenzteilnehmer im Namen des Wissenschaftlichen Ausschusses |
Im Namen des Wissenschaftlichen Ausschusses begrüßte Dr. Krzysztof Ałykow als Mitorganisator der Konferenz die versammelten Teilnehmer und wünschte ihnen gute Beratungen.
Christina Bogusz – Direktorin des Sorbischen Museums in Bautzen begrüßt die Teilnehmer der Konferenz EuCuComm 2024 |
Christina Bogusz, Direktorin des Museums, begrüßte die Gäste im Namen des Museums ebenfalls in sorbischer Sprache und brachte ihre Freude über die Anwesenheit der Konferenz in den Räumen des Museums zum Ausdruck. Sie betonte, wie wichtig es ihr ist, das Wissen über die Oberlausitz und die dort lebenden Sorben zu erhalten und zu verbreiten.
Der erste Vortrag: Die Oberlausitz als Spannungsfeld zwischen Katholiken und Protestanten, Deutschen und Sorben, wurde von Pfarrer Jan Malink vorgetragen, der seit 2003 Pfarrer der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde St. Michael in Bauzten/Buiszyn und zugleich sorbischer Superintendent für die evangelischen Sorben war.
Pfarrer Jan Malink – der Seelsorger der evangelischen Sorben – hielt den ersten Vortrag |
Die Hochwassersituation in Wrocław verhinderte leider die Anwesenheit von Daniel Gibski in seiner Funktion als Woiwodschaftsdenkmalpfleger von Niederschlesien und die Präsentation seines Vortrags.
Festsaal des Sorbischen Museums |
Vortrag: Ein Doppelskelett-Fachwerk mit Hänger- und Strebensystemen von Georg Bähr über der 1716 bis 1719 auf kreuzförmigem Grundriss errichteten Kirche in Biecz wurde von Dr. Ulrich Schaff, Professor an der Nikolaus-Kopernikus-Universität in Toruń im Fachbereich Konservierung und am Institut für Kunstwissenschaften, vorgestellt.
Prof. Ulrich Schaff von der Nicolaus-Kopernikus-Universität in Toruń |
Der letzte Vortrag des ersten Sitzungstages wurde in entschuldigter Abwesenheit der Autoren – Prof. Dominika Kuśnierz-Krupa und Prof. Michał Krupa von der Technischen Universität Krakau und Dr.-Ing. Łukasz Bednarz von der Technischen Universität Breslau, Fakultät für Bauingenieurwesen – von Dr.-Ing. Magdalena Napiórkowska-Ałykow gehalten.
Dr. Magdalena Napiórkowska-Ałykow hält einen Vortrag über Denkmalschutz |
Der Vortrag trug den Titel: Freilichtmuseen als Chance für die Bewahrung des kulturellen Erbes und die Popularisierung und Bildung der Öffentlichkeit.
Dr. Magdalena Napiórkowska-Ałykow, Ing. |
Der zweite Tag der Tagung am 18.09.2024 begann mit einem Vortrag: „Schwach im Glauben“. – Spuren der Reformation in Görlitz“, der von Pfarrer Dr. Matthias Paul – Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde der Görlitzer Innenstadt – gehalten wurde.
Pfarrer Dr. Matthias Paul aus Görlitz hielt einen Vortrag über Spuren der Reformation |
Der nächste Vortrag: Probleme im Zusammenhang mit der Thermomodernisierung historischer Gebäude, die für die Region Opole Silesia, Niederschlesien und Lausitz charakteristisch sind, wurde von Prof. Dariusz Bajno von der Technischen Universität Wrocław gehalten.
Prof. Dariusz Bajno von der Technischen Universität Wrocław |
Stefan Haustein und Jacek Olesiak als Vertreter der Remmers GmBH stellten die 75-jährige Tradition von Remmers im Bereich des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege vor. Eine reich bebilderte Präsentation ergänzte die diskutierten Themen.
Stefan Haustein von der Remmers GmbH |
Vortrag: Herrnhut und sein touristisches Potenzial im Lichte der Eintragung in die UNESCO-Welterbeliste wurde von Prof. Joanna Szczepankiewicz-Battek von der WSB Merito Universität in Wrocław gehalten.
Prof. Joanna Szczepankiewicz-Battek von der WSB Merito Universität in Wrocław |
Der nächste Vortrag: Evangelische Traditionen der Oberlausitz aus der Sicht des polnischen Luthertums wurde von Pfarrer Dr. Adam Malina gehalten, der als Präsident der Synode der Evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in Polen fungiert.
Pfarrer Dr. Adam Malina in seiner Funktion als Präses der Synode der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen |
Der zweite Tag der Tagung wurde durch eine Studienreise durch die Altstadt ergänzt. Die Teilnehmer konnten durch die Geschichte der Kirche mehr über die Geschichte der Stadt erfahren.
Er wurde von Pater Jan Malink vorgestellt, der mit der St.-Petri-Kathedrale begann, die sowohl Sitz der römisch-katholischen Domgemeinde als auch der evangelisch-lutherischen Gemeinde ist. Als sogenannte Simultankirche dient sie auch heute noch beiden Kirchengemeinden. Der Rundgang umfasste auch die historischen Kirchengebäude. Dazu gehörte der St. Nikolaus-Friedhof mit der malerischen Ruine der St. Nikolaus-Kirche.
Der Friedhof und die Kirchenruine sind auch ein toller Aussichtspunkt auf das Spreetal.
Ein weiteres Objekt waren die Ruinen der ehemaligen Franziskanerklosterkirche und der darin befindliche ehemalige Druckturm. Die St.-Michael-Kirche, in der Pater Malink mehr als 20 Jahre lang als Pfarrer tätig war, war die letzte Sehenswürdigkeit des Rundgangs.
Der dritte und letzte Tag der Konferenz begann mit einem Vortrag: Der Prozess des Nachkriegs-Wiederaufbaus von Luban als Element des kulturellen Erbes, präsentiert von Dr. Eng. arch. Anna Małachowicz von der Fakultät für Architektur an der Technischen Universität Wrocław im Fachbereich Stadtplanung und Raumordnung.
Dr. inż. arch. Anna Małachowicz von der Fakultät für Architektur der Technischen Universität Wrocław |
Dr. Michał Marchacz von der Schlesischen Technischen Universität hielt den vorletzten Vortrag mit dem Titel: Akustische Untersuchungen historischer provisorischer Holzkirchen in Oberschlesien. Der Vortrag befasste sich mit den Holzkirchen, die in der Oberlausitz für den Bedarf der evangelischen Oberschlesier hergestellt wurden.
Dr. Michał Marchacz von der Schlesischen Universität für Technologie |
Der letzte Vortrag mit dem Titel Diagnose von Holzkonstruktionen am Beispiel der Oberlausitzer Architektur von Dr. Ing. Krzysztof Ałykow bildete den Abschluss des Vortragsteils der Konferenz.
Im letzten Teil der Konferenz diskutierten auf Einladung der Organisatoren Vertreter der Euroregion Neiße im Rahmen einer Podiumsdiskussion über das Thema Handwerk – Denkmalpflege – Lernen im Beruf. Das Podium wurde von Jacek Jakubiec aus Polen und Jens Nieders aus Deutschland moderiert.
Podiumsdiskussion der Industrie am letzten Tag der Konferenz |
An der Podiumsdiskussion nahmen auch teil: Grzegorz Mazur vom Museum des König-Johannes-III.-Palastes in Wilanów, Leiter der Abteilung für historische Rekonstruktion und Verkauf in Vertretung von Paweł Jaskanis – Direktor des Wilanów-Museums, Dr. Przemysław Nocuń und Mateusz Zajdel.
Vollständiges Programm der 3. Konferenz EuCuComm 2024 >>>
Die Organisatoren möchten Sie zur 4. Internationalen Wissenschaftlichen Konferenz EuCuComm 2025 in Luban am 21-23.05.2025 einladen. Detaillierte Informationen werden auf der Website der Konferenz veröffentlicht.
Text: Pfr. Cezary Królewicz
Fotos: Pfr. Cezary Królewicz, Wiktoria Ałykow
PODIUMSDISKUSSION HANDWERK – DENKMALPFLEGE – AUSBILDUNG |
Teilnehmer an der Podiumsdiskussion |
HANDWERK – DENKMALPFLEGE – AUSBILDUNG
Kurzbericht von der Podiumsdiskussion
Unter diesem Motto fand am 19. September 2024 im Sorbischen Museum in Bautzen eine Podiumsdiskussion der Euroregionalen Arbeitsgruppe „Denkmalpflege“ statt.
Dies war die letzte Sitzung einer dreitägigen internationalen Konferenz, die zum dritten Mal in der Reihe EuCuComm (European Culture Commonwealth) organisiert wurde, dieses Mal zum Thema „Oberlausitz – kulturelles, religiöses und architektonisches Erbe“. Organisiert wurde die Konferenz von der Evangelisch-Augsburgischen Kirchengemeinde in Lubań und der Niederschlesischen Sektion der Vereinigung der Denkmalpfleger. Die Konferenz war eine weitere Bestätigung dafür, dass wir in einer Region Europas leben, die über einen außerordentlich reichen und wertvollen Reichtum in Form von Denkmälern und einem weit gefassten Erbe der Vergangenheit verfügt, das ein wichtiges entwicklungsförderndes Gut darstellt. Der Schutz und die Erhaltung dieser Ressourcen ist eine offensichtliche Verantwortung des Staates, der lokalen Regierungen, aber auch der Bürger selbst.
Unsere Podiumsdiskussion war eine Art Pointe zu den seit langem geführten Diskussionen der Fraktion über die Frage, wie das Angebot an hochqualifizierten Fachkräften in der Restaurierungsbranche, die heute knapp sind, deutlich erhöht werden kann. Genauer gesagt, in ihren verschiedenen Spezialisierungen. Diese reichen von den einfachen, traditionellen Berufen (Maurer, Zimmermann, Stuckateur, Dachdecker, Steinmetz, Stuckateur usw.) bis hin zu den selteneren (Steinmetz, Holzschnitzer, Vergolder, Kunstschmied, Glasmaler… die Liste ist lang!) und manchmal bereits aussterbenden Berufen, ohne die jedoch eine gute Restaurierung von Denkmälern nicht vorstellbar ist.
Die Podiumsdiskussion bestätigte, dass die anstehenden Aufgaben nicht durch eine einzige Maßnahme, sondern durch eine Reihe wohlüberlegter Aktivitäten, verteilt über die nächsten 2-3 Jahre, erreicht werden können. Die Gruppe wird sich auf ihrer nächsten Sitzung im November erneut mit diesem wichtigen Thema befassen.
An der Podiumsdiskussion nahmen Grzegorz Mazur (Museum König Johann III. in Wilanów), Dr. Przemysław Nocuń (Jagiellonen-Universität und Ritterturm Siedlcin), Mateusz Zajdel (Agentur für regionale Entwicklung im Riesengebirge, Stadtrat in Luban) und Jens Nieders (Museum Niesky) sowie die Unterzeichner als Moderatoren teil.
Für die Möglichkeit, diese Debatte zu führen, danken wir den Organisatoren der Konferenz, Herrn Krzysztof Ałykow und Pfarrer Cezary Królewicz.
Jacek Jakubiec
(przew. Grupy ze strony polskiej)